EINE FAHRT MIT DEM WAHNSINN

Ich fahre zu Terminen vorzugsweise mit Bus und Straßenbahn. Autofahren ist in Wien eine sehr stressige Angelegenheit, auf die ich gerne verzichte. Leider leben wir gerade in einer Zeit; wo ein kleiner mieser Virus unser Leben auf dieser schönen Welt, von Grund auf, erschüttert und nur ein Ziel hat: uns zu töten.

 

Die Wiener Linien und die Gemeinde Wien haben uns deshalb verdonnert, einen Mund und Nasenschutz in öffentlichen Verkehrsmitteln zu tragen. Bei langen Fahrten in einer überhitzen Straßenbahn kann der Weg zum Ziel ein mühsamer sein.

Manche versuchen, diese Verordnung zu ignorieren und tragen die berühmte Maske einfach am Hals, oder überhaupt nicht. So auch am Donnerstag in der Linie 69A, wo eine Mutter mit einem ca. zehnjährigen Sohn schlauer sein wollte, als all die anderen. Natürlich habe ich sie darauf angesprochen und nach langem Widerwillen, hat sie sich doch bemüßigt gefühlt, der Verordnung nach zu kommen. Merkwürdigerweise handelt es sich meistens um Österreicher mit Migrationshintergrund. Da dies Dame anfangs nicht bereit war, das lästige Stoffteil zu tragen, machte ich, mit meinem Handy, ein Foto.

Das war keine so gute Idee (eigentlich doch) und sie begann plötzlich zu schreien und zu toben. Na klar, man fühlt sich ertappt, bei einer sinnlosen Menschenverachtung, wie das nicht tragen eines Mund und Nasenschutzes und es ist natürlich peinlich, wenn man auf diese Verfehlung aufmerksam gemacht wird. „Du schwule Alkoholiker, was bildest du dir ein?“, kreischte sie plötzlich in den Bus. Da ich sie einfach ignorierte, kam sie noch mehr in Fahrt und es begann lustig zu werden. „Lösche sofort die Foto von meine Kind, du pädophile Arschloch.“.  Nun wurden auch andere Fahrgäste im Bus aufmerksam und von allen Seiten hörte ich „In die Gosche, du Warmer!“ Nun war es nicht mehr so lustig.

Die Maskenverweigerin behauptete nun, ich wolle ihr Kind nackt fotografieren und verlangte einen Ausweis von mir, den sie natürlich nicht bekam. Ich schüttelte sprachlos meinen Kopf und versuchte ihr nochmals zu erklären, worum es eigentlich ging und das ich absolut kein Verlangen an ihrem Sohn empfand.

Doch das ließ sie nicht gelten, für sie war ich ein drogensüchtiger Alkoholiker und Pädophiler. Plötzlich bekam sie Unterstützung, von einer jungen Frau, die auch aus dem Balkan stammte und offenbar das Wort „Nasenschutz“ nicht kannte. Ihre Schutzmaske reichte gerade über die Oberlippe. Sie sei beim ORF beschäftigt, brüllte sie und wollte nun die ganze Angelegenheit selbst übernehmen. „Lösche sofort die Foto von Kind, du Perverser…“, schrie die angebliche ORF-Mitarbeiterin, die so viel Ahnung vom Fernsehen hatte, wie ich von der Schweinezucht.

Aus einer Mücke wurde sprichwörtlich ein Elefant, aber kein Babyelefant und nun wurde nach der Polizei gerufen. Zuerst nur im Bus, aber da die Polizei diese Schreie nicht hören konnte, wählte eine der Damen tatsächlich 133. Mein Grinsen unter der Maske wurde breiter.

Der arme Notrufbeamte konnte oder wollte nichts von den irren Angaben anfangen und legte einfach auf.

Endlich war ich am Ziel angekommen, doch die beiden verrückten Hyänen gaben nicht auf. Als ich in eine Straßenbahn umstieg, verfolgten sie mich und begannen wieder mit ihren lauten Lügen: „Drogensüchtige, alkoholische Schwein, wir hängen dich auf, du perverse Arschloch!“. Nun machten beide viele Fotos von mir, höflich wie ich bin, sah ich freundlich in ihre Kameras.

Atemschutzmasken haben eigentlich den Zweck, die Mitmenschen davor zu schützen, sich anzustecken.

Ja, so kann es sein, wenn man jemanden aufmerksam macht, den Mund-Nasenschutz, gefälligst doch zu tragen.

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