Wir waren immer eine komplett normale Patchworkfamilie. Vier Kinder, Ehepaar und Omis

Ein wundervoller Traum

Wir waren immer eine komplett normale Patchworkfamilie. Vier Kinder, Ehepaar und Omis

Weihnachten war immer „am Tag, wenns Christkind kommt” etwas angespannt, also genauer gesagt die Hausfrauen Nerven, aber sonst gut und für die Kinder ertragreich und zufriedenstellend.

Wir waren immer eine komplett normale Patchworkfamilie. Vier Kinder, Ehepaar und Omis
Manchmal kommt auch der Weihnachtsmann

SIE ist schuld! Ich kann also nichts dafür

Und dann kam es über mich, völlig unerwartet. Ich war mit meiner Freundin, nennen wir sie DaSt in Venedig, sie hat was von Adventkalender gestalten gesagt – bitte, die zu verwöhnenden Kinderleins sind jenseits der 20 und freuen sich wie die Kleinen – mich ausgefragt und ich kam mir vor wie die liebloseste Mutter aller Zeiten (bei uns waren Kariesbomber und kleines Spielzeug in den Filzsackerln). Aber Google hats gerichtet und mein Ehrgeiz eine bessere, nachhaltigere und besinnlichere Mutter zu sein, geweckt. Noch auf der Rückreise, von meinem Kurzurlaub, im beengten und stinkenden ÖBB Wagon, habe ich meine geliebte Amazon Sekretärin bemüht und ihr eine Liste durchgegeben. Die gute Frau war verzückt, welch nette Idee!

Die fixe Idee

Wir waren immer eine komplett norm
Bild: pixabay

Also ich habe mir das so vorgestellt: statt Kariesbomben und unnötigem Plastikkram gibt es heuer einen Krippenweg, alles ganz Natur und nach Maria Montessori. Maria und Josef werden über Reisig, an Kerzen, selbst gesammelten Pockerln, Moos und Eicheln vorbeigehen und am 24. Dezember an der Krippe ankommen. Nett gespickt mit der Geschichte von Jesus, also dem Grund für den Konsumterror. Der hübsche Weg sollte sich auf dem Fensterbrett befinden und die Kinder hätten sich gefreut.

Über meine Zwangsneurosen werde ich hier nicht schreiben. Jedenfalls machte ich mich auf den Weg in die Garage um nach einem bestimmten, schon gelieferten Packerl zu suchen, also genauer gesagt, dem Weihnachtsgeschenk für die Älteste – sie bekommt im Übrigen, ein Ding, das Kaffee völlig dem Zeitgeist gemäß und vegan ausspuckt.

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Pakete des Grauens!

Ich öffne also so ein Riesending, an mich adressiert und bin wieder einmal guter Hoffnung. Mit dem letzten Schlitz ins Klebeband, dem Hochklappen der Seitenteile steigt die Aufregung, wird das Wunderding der Kaffeezubereitung die richtige Farbe haben?

Mich trifft der Schlag! Es ist aus Holz, es ist riesig, also überdimensional – die Krippe! Madame Schaßaugert hat also im stinkenden Transportmittel irgendwas auf ihrem bedingt funktionsfähigen iphone 4 angeklickt, eine Bestellung aufgeben lassen, im Wahn und der Meinung der Geburtsort unseres Erlösers sei bestenfalls 10×15 cm groß. Und bekommt: tatata! Ein Ding, das vielleicht dem Stephansdom zu Ehre gereicht, in meinem Haushalt jedoch mehr als protzig wirkt.

Ich habe genug. Ich bin nur noch bereit ein Paket zu öffnen, ich lasse meine Droge (etwas fürs kaputte Kreuz) regelmäßig bestellen, darum kenne ich das Packerl. Das ist auch leicht zu öffnen, man benötigt keinen Freund des Handwerkers, das Stanley Messer. Also reiß ich es auf und zweifle im gleichen Augenblick an meinem Verstand: ALPAKS der Firma Schleich. Ich gebe zu, ich trinke gerne einmal ein Bier, ich bemühe auch in diesen Zuständen meine Amazon Assistentin, aber ich denke immer, betrunken bin ich nicht. Also ich habe das nicht bestellt, das wird mir auch bestätigt, also von entsprechender Dame, diese wollte nur der Armseligkeit keine Chance geben. Sie bereitet mich auf eine perfekte Ausstattung vor. Jesus kommt bei uns nicht einfach ausgestattet zu Welt, nein, er kriegt eine 5* superior Geburtsstätte.

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Superlative!

Also ich habe viele „Problem-drüber-reden-keine Lösung“ Telefonate gebraucht. „Sie ist schuld“ hat diese Gespräche mit viel Lachen quittiert. Sie hat selbst Familie, das hat sie vor einer Einladung geschützt.

Ich habe einen Plan. Also Weihnachten muss heuer zur Krippe passen. Der Krippenweg findet nicht auf der Fensterbank statt, sondern wird sich durch die gesamte Ortschaft ziehen. Die großen Kinder haben sich samt Partnern angekündigt. Die freuen sich schon jetzt. Am Samstag vor dem 1. Advent dürfen sie mit der Familie einen Kranz binden, belohnt werden sie damit, dass sie am nächsten Tag – bitte ausgeruht – wieder antanzen müssen, um die erste Kerze zu entzünden, „wir sagen Euch an, den lieben Advent“ wird intoniert, die Tochter begleitet das mit der Blockflöte, die seit 12 Jahren in einer Schachtel vor sich hin staubt. Die Geräuschkulisse wird alle friedlich stimmen. Kekse wird es nicht geben, der liebsten aller Bäckerinnen habe ich, in einem Moment des Großmuts, zugestanden, später zu liefern, damit sie in der Kellerbackstube nicht an einem Vitamin D Mangel zu Grunde geht.

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Am Abend der Abende werden die Großen wieder ihren Auftritt haben, sicherheitshalber habe ich die Lebensabschnittspartner eingeteilt, die eigenen Kinder möchte man ja ungern vergraulen. Die Schwiegerkinder also dürfen Gedichte aufsagen und eine Weihnachtsgeschichte vorlesen. Unser adoptierter Weihnachtsgrinch Opa darf mit den Kleinen Christkindbriefe schreiben und zeichnen, das geplante Menü wird alle ins Koma befördern, also eigentlich nur die Zutat für die Suppeneinlage – Graukäse, meine Nerven werden am heiligsten aller Abende schon um 10 h Vormittag ein Achterl vertragen und dann dürfen alle zu Freddie Quinn „Stille Nacht“ trällern. Wer mich kennt, weiß, ich dulde keinen Widerspruch.

Ah! Und zu guter Letzt müssen alle diese verrückte Weihnachtssendung aus dem Jahr 2020 von Andi Gabalier ansehen.

Der Großteil der Gästeschar wird froh sein, dass die Verrückte sich am 25.12 nach Venedig verzieht.

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Einen besinnlichen Advent, frohe Weihnachten!

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Chefredakteurin

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