Unternehmerin Gerlinde ist 69 Jahre alt, hat zwei erwachsene Kinder und einen Ex-Mann, mit dem sie seit der Trennung vor rund dreißig Jahren ein amikales Verhältnis pflegt. Sie verkörpert das Sinnbild der emanzipierten Frau von heute, die weiß, was sie will.
Sie ist unabhängig, hat ein soziales Umfeld, das so manch Jüngere vor Neid erblassen lässt. Die zierliche und attraktive Fast-Siebzigerin hatte das letzte Mal Sex als sie fünfzig war. Zwanzig Jahre „Durststrecke“ also “Frauen in den besten Jahren haben es nicht mehr leicht. Die Lust ist vorhanden, das Angebot jedoch lässt zu wünschen übrig.
“Männer in meinem Alter haben entweder ausschließlich Augen für wesentlich jüngere oder einfach Angst vor selbstständigen und reifen Exemplaren wie ich es bin“, erzählt sie und führt weiter aus: „Als ich etwa sechzig war, lernte ich auf einer Reise einen Mann kennen. Wir hatten einen wunderbaren Nachmittag miteinander verbracht bis wir wieder getrennter Wege gingen. Es war wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel als er nach einigen Wochen plötzlich bei mir im Geschäft stand. Er sah sich um und gab mir Tipps für mein Geschäft – im Hinblick auf meine verbleibenden Jahre bis zu Pension. Ich weiß, ich wirke jünger, er schätzte mich also auf runde vierzig. Als ich ihm verriet, dass ich bereits sechzig bin, blieb ihm im wahrsten Sinn die Luft weg – er selbst war 58. Er sagte noch, er müsse jetzt gehen und verschwand auf nimmer Wiedersehen! Es hängt wohl mit meiner Selbstständigkeit zusammen. Männer meiner Generation, die mein Interesse wecken können, sind rar gesät. Viele verspüren Unbehagen im Umgang mit gleichaltrigen Frauen, manche sind einsam und beginnen zu trinken. Ich will Spaß und Zärtlichkeit in meinem Leben verspüren, nichts weiter“ schließt Gelindemit einem weisen Lächeln um die Augen ab.