Life Magazin, Ina Foscari, ESC 2022, Krieg in der Ukraine, Insgesamt war die Veranstaltung ein Trauerspiel, Gefühlte 80 Prozent der Nummern waren ausgelegt,

Sangeswettbewerb – eine Nachbetrachtung

Der 66. Eurovision Song Contest fand dieses Jahr im „PalaOlimpico“ unter dem Motto „The Sound Of Beauty“ im italienischen Turin statt.

Die Frage, die bleibt: Wo wird er nächstes Jahr ausgetragen werden?

In meinem Freundeskreis ist es seit mehr als 20 Jahren üblich, gemeinsam das Fest des europäischen Friedens, der Zusammenkunft unterschiedlicher Völker, Kulturen und Befindlichkeiten anzusehen.

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© ESC - Yara Nardi

Im Vorfeld werden alle Lieder angehört, es gibt Wettlisten, entsprechende Preise je korrekt erratenem Platz, jeder ruft für seinen Favoriten an, es wird gemeinsam gefeiert, gelästert, gelacht, gesoffen und gefressen, was das Zeug hält. Normalerweise gehen wir friedlich und beschwingt – nicht nur wegen entsprechendem Alkoholspiegel – nach Hause.

 

Es kam anders als erwartet, es war NICHT „The Same Procedere As Every Year“.
Und nein, es liegt nicht daran, dass im vornherein klar war, wer als Sieger die Bühne verlassen wird. Ob Österreich im Finale mitsingt oder nicht, ist normalerweise auch kein Kriterium, das die „Friedefreudetrallala“ Veranstaltung in irgendeiner Weise trübt. Es lag an der Veranstaltung selbst

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© Manfred Cobyn

„Von Tops bis Flops, von Skandalen bis Sensationen, von Backstage-Berichten bis Garderobengeschichten – kaum jemand hat so viel Insider-Wissen wie Andi Knoll, der seit mehr als 20 Jahren den ESC für das ORF-Publikum kommentiert.“ ORF

Seit die Veranstaltung 2015 in Wien ausgetragen wurde, ist es Usus, dass ein Haufen Moderatoren auf der Bühne herumsteht und sich gegenseitig irgendwelche Witze um die Ohren schmeißen, ist ok, aber müsste nicht sein. Die Zusammensetzung des Heurigen Teams mag für Italiener nachvollziehbar gewesen sein, für die breite Masse – vor allem ältere Semester, eher nicht. Aber gut, man möchte auch folgende Generationen binden, drum lädt man schon mal einen Briten ein, der einmal einen Ohrwurm produziert hat. Er heißt MIKA..

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© ESC - Luca Bruno - Laura Pausini ist in Italien ein Superstar. Der andere, Alessandro Cattelan, lebt davon, sein Gesicht ins TV zu halten

Ebenfalls seit 2015 darf Australien, das Land/der Kontinent, das dermaßen ESC verrückt ist, dass seine Bewohner mitten in der Nacht aufstehen, um das Spektakel zu verfolgen, am Sangeswettbewerb teilnehmen. Eigentlich als einmalige Ausnahme konzipiert, ging das in die Normalität über. Man kann leicht Begründung finden, wieso Israel sowohl beim ESC als auch bei Sportveranstaltungen im europäischen Feld mitspielt, schließlich ist es von Feinden umgeben. Aber Australien? Aber gut. Die schicken immer jemanden, der zwar lieb wirkt, irgendeine Abnormität vorweist, aber sonst? Auch wuascht.

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© ESC/Luca Bruno - Malik Harris from "Deutschland" hatte Pech

Während der Einstimmungssendung auf den Hauptact, mit dem immer peinlicher werdenden Andi Knoll gab es Vorspeise und wie passend einen Rose-Wein vom Pittschen Weingut. (Warnung: sollten sie je eine Flasche Mirval Rosé sehen, gehen sie weiter, der ist nicht zu trinken, nicht mal geeichte Trinker bekommen 1/8 l hinunter!)

Mir war dann schlecht. Also richtig schlecht. Ich habe mich in eine Ecke verkrochen und mich zugedeckt, – ich wollte die Stimmung nicht stören.

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© LIFE Magazin/Symbolbild

Es kam halt keine auf. Es liegt nicht an der Gruppe, wir hatten bis jetzt immer Spaß. Es lag nicht am feststehenden Sieger.

Der ESC soll ein Fest der Völkerverständigung sein. Eine friedliche, oberflächlich betrachtet unpolitische Veranstaltung. Ein fröhliches Zusammenkommen. Das einzig politische an der Veranstaltung sind die vielen Teilnehmer, die sich ihrer Gruppenzugehörigkeit nicht schämen (und auch nicht müssen, nur damit keine Missverständnisse aufkommen), dies lauthals zeigen: LGBTI.

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© ESC/Marco Bertorello - Schweden

Nur wie bitte soll fröhliche und lustige Stimmung aufkommen bei: Meghan Markles Haaren lamentieren über psychische Erkrankungen, fader Musik, die einem suizidalen Menschen den letzten Anstoß geben kann oder gar „I wish there was a way to know that you are in the good old days before you actually left them“ (ganz frei übersetzt: Es wird eh nicht besser).

 

Gefühlte 80 Prozent der Nummern waren ausgelegt, um den Depressiven dieser Welt einen Grund für ihre Erkrankung zu liefern. Unfassbar und das nach 2 Jahren Corona und sozialer Isolation.

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Bild: ESC - Ukraine 2022

Gut, es gab Lieder, die haben das herausgerissen, der 10 Millionen Follower reiche Brite, der wahrscheinlich gewonnen hätte, wäre Europa nicht der Solidarität verfallen, da haben die Briten eigentlich aufs richtige Pferd gesetzt, die Norweger mit ihrem Spaß-Lied …

 

Insgesamt war die Veranstaltung ein Trauerspiel. Kurz flammte nach der Jurywertung Zweifel auf, ob die Ukraine wirklich gewinnen wird, im Nachhinein betrachtet, gings wohl um die Spannung. Denn im Gegensatz zu 2016 (eh wissen, kurz nach der Annexion der Krim), hat das Publikum entschieden, nicht die Jury, offenbar weckt ein Krieg und ein Lied über einen unartigen Jungen mehr Solidarität im gemeinen Europäer als eine über den Krieg lamentierende Sängerin von der Krim ohne Krieg.

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© ESC

Ich persönlich bin dankbar für den ukrainischen Sieg. Ich glaube, mir war nur so schlecht, weil ich befürchtet habe, die Spanierin gewinnt.
Die Burschen sind auch sofort wieder nach Hause gereist, nicht ins Luxushotel in Monaco, wo man ihnen den Bauch bis nach dem Krieg streichelt.

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© ESC 2022

Nichtsdestotrotz hoffe ich auf schnelle Genesung.
Ich erwarte mir für nächstes Jahr eine fröhliche, lebensbejahende Zusammenkunft. Ein Fest Europas, der Freude, der Liebe zueinander und kein egozentrisches Suhlen im Schmerz mehr.
Sonst schau ich mir das nicht mehr an. Ich schwöre.

Life Magazin, Manfred Cobyn

Udo Jürgens „Merci, Cherie“ - recommended by Manfred Cobyn

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Chefredakteurin

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