Neue Platte vom österreichischen Ghostdog
Hinter dem österreichischen Musiker “Ghostdog”, der Name ist von einem Film oder von einem amerikanischeschen Rapper abgekupfert, steckt der Wiener Stephan Paulitsch.
Er setzte sich mit sechs Jahren ans Klavier um dieses Instrument zu beherrschen . Einige Jahre später entdeckte der 13-Jährige den Bass für sich. Sein Vater, selbst Jimi-Hendrix- und Jazz-Fan, erkannte die Begabung seines Sohnes und kaufte ihm einen Kontrabass, an dem er sich nun austoben konnte. Sting von der Band Police war schon damals sein Vorbild.
Der Junior wurde erwachsen und begann, selbst Stücke zu schreiben. Sting wurde nicht vergessen, doch Stephan erweiterte seinen musikalischen Horizont in Richtung “Indie”, ein Musikstil, der seit den 70er Jahren existiert und unter anderem Post-Punk, Rock und Funk umfasst, also weit weg vom Mainstream-Rock.
Nun schrieb er sein erstes Album und nannte es „Sweetest“. Damit wollte er sich, wie er sagt, auch vom zwanghaften Perfektionismus befreien. „Es sollte cineastisch, experimentell und instrumental klingen. Ein Opus an den Sound der Welt. Jedes Geräusch hat eine Bedeutung, sei es eine quietschende Tür oder das Gehen im frisch gefallenen Schnee.“ Der österreichische Texter und Musiker Paul Plut lieh dem Album seine Stimme und seine Texte. Zu hören ist nicht nur steirische Mundart, sondern auch Englisch, Spanisch und Französisch, gesungen von verschiedenen Sängerinnen.
Dieses Album ist jedoch eher ein misslungener Versuch, musikalisch durchzustarten, da es an verschiedenen Stellen Mängel aufweist. Böse Zungen sprechen von Lärmbelästigung, doch das wurde auch über Jazz, Rock ’n’ Roll und Punk behauptet.
Kaum jemand ahnt, wie schwierig es ist, eine Platte zu veröffentlichen, wenn man sich nicht von der Musikindustrie beeinflussen lassen möchte und keinen Wert auf deren Vorgaben legt. „Hier ist mein Album und ich möchte nicht, dass daran irgendwas geändert wird“, funktioniert nicht. Es gibt immer angeblich wichtige Menschen, die meinen, mitreden zu müssen, was ein Künstler nicht hören möchte, da er selbst so lange an einem Produkt gearbeitet hat, bis es ihm als Autor gefällt.
Niemand weiß, wie anstrengend und kostenintensiv es für einen unabhängigen Musiker ist, sein Werk zu veröffentlichen. Ohne Studio, wo alles noch einmal gemixt wird, geht es nicht, sonst klingt es wie die selbst produzierten Musikkassetten für die Liebste aus den 80er Jahren. Heute ist kaum noch ein Hörer bereit, für Musik Geld auszugeben. Wozu auch, es gibt fast alles gratis im Internet. Das wäre so, als würde man in ein Lokal gehen, sich satt essen und anschließend ohne zu bezahlen gehen mit der Begründung, das Gemüse und Obst wachse sowieso in der Natur; der Herr habe uns Regen und Sonne geschenkt und das gefälligst gratis.
Findige Geschäftsleute zeigen Herz für Musiker auf der ganzen Welt und bieten auf ihren Internetseiten eine Plattform, um ein neues Album zu veröffentlichen. Der Künstler bekommt sogar Geld dafür. Klingt attraktiv, ist aber nicht lukrativ: Wenn man das sehr Kleingedruckte liest, bleiben dem Künstler pro Klick/IP-Adresse gerade mal € 0,003. Angenommen, man kündigt nach zwei Klicks, werden € 0,006 überwiesen. Wie sehen € 0,006 aus? Bekommt man dann ein kleines Stück von einem Cent? Man muss halt tapfer sein, warten und hoffen, bis die Produktionskosten wieder am Konto sind.
Leider findet man das Album “Sweetest” nicht im Internet, obwohl es irgendwo hochgeladen wurde. Stephan sollte sich einen anderen Künstlernamen zulegen, um Verwechslungen zu vermeiden, doch das möchte er nicht. Warum er das nicht will, hat er nicht verraten. Allerdings arbeitet er bereits am nächsten Album. Ob wir es uns jemals anhören können, liegt an ihm.
Les McCann – Home Again (Live at Montreux, 1972)
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