Ina Foscari, Manfred Cobyn, Life Magazin

Ein Glück, sodass es schmerzt!

Ein Abend bei einem Bryan Adams Konzert ist wie Adventsamstag im Einkaufszentrum – wirklich jeder ist dort. Ob alt oder jung, dick oder dünn, Prolet oder Bobo.

Schon beim Einlass in die Konzerthalle weiß man, wo man ist. Nicht in London, Paris oder sonst wo auf der Welt. Nein man ist in Wien. Die Leibesvisitation lässt man doch gerne über sich ergehen, der Sex des Alterns außer Essen. Aber dann kommt der obligate Blick ins Handtascherl. Kleine Flascherl Wasser werden rigoros abgenommen. Die Redakteurin geht nicht ohne 0,5 l Desinfektionsmittel aus dem Haus – auch die Stadt Wien findet das ok und gewährt Einlass ohne Theater. Jemand der sowas mit sich herumschleppt, kann nichts Böses im Schilde führen.

Die Halle ist gut gefüllt, gut bei der Kälte stellt sich keiner in die Luft, um noch eine zu rauchen.

Mister Adams oder sein Veranstalter, ist einer der wenigen, die sich vom Publikum den Platz vor der Bühne nicht extra vergolden lassen. Stehplatz ist Stehplatz. So steht man also zwischen Liebespaaren, Herrengruppen und Teenagern und wartet auf den Beginn der Show.

Ina Foscari, Manfred Cobyn, Life Magazin
Versuch eines Bildes: Ina Foscari

Der Anfang des Konzerts erinnert ein wenig an die „Rocky Horror Picture Show“ – Eine tiefe Stimme gibt mit Begleitvideo das Motto des Abends aus. „Rock“ Die Tour ist nach dem letzten Album, „So Happy It Hurts“ erschienen im März 2022 bei BMG, benannt und startet pünktlich mit „Super“ oder original: „Kick Ass“.

Der Gitarrist der Band verdient sein Geld mit harter Arbeit, ein echter Leistungsträger. Außer seiner Gitarre, spielt er auch mit den Fans, tanzt und rennt herum.

Auch der Grund des Stadthallenbesuchs, Bryan Adams ist motiviert. Der Mann hat mittlerweile auch schon 63 Jahre auf dem Buckel, die merkt man ihm aber weder körperlich noch stimmlich an. Der Mann und seine Reibestimme sind sogar gegen die weltweit bekannte Katastrophenakustik in der Stadthalle immun.

Ina Foscari, Manfred Cobyn, Life Magazin
Versuch eines Bildes: Ina Foscari

Herr Adams droht am Anfang des Konzerts: „Man möge sich darauf einstellen, nicht früh nach Hause zu kommen, er habe eine Menge Musik mit dabei“. Gut war übertrieben. Im Gegensatz zu schon besuchten Gabalier, Seiler und Speer Konzerten muss man den kanadischen – ja was ist er eigentlich – Rocker, Balladenneurotiker oder typischer Ö3 Musik Macher, nicht nach Stunden von der Bühne holen.

Bryan Adams, das merkt man erst immer bei Konzerten, ist Hitlieferant. Kaum glaubt man gehen zu können, denn die Füße tun schon weh, der Drängler vor einem nervt oder was auch immer, kommt der nächste Gassenhauer daher.

Adams spielt sich durch sein gesamtes Repertoire: „Heaven “, „Shine A Light“, „You Belong To Me”, “Here I Am”, “I Do It For You”…Er ist sich auch nicht zu blöd, den lebenden Wurlitzer zu geben und Fanwünsche zu erfüllen: „Please Forgive Me“, „Kids Wanna Rock“ und „Always Have, Always Will“. Er flirtet mit Fans, lässt sie tanzen und springen und wirkt happy.

Ina Foscari, Manfred Cobyn, Life Magazin
Versuch eines Bildes: Ina Foscari

Bryan Adams ist einer der wenigen Künstler, denen man vergibt, sich an uralten Ohrwürmern oder großen Künstlern zu vergreifen. Die Coverversionen klingen einfach nach Bryan Adams. Egal ob „Can´t Take My Eyes Off You“ von Frankie Valli oder ein Elvis Presley Medley.

Am Ende des Abends greift der Künstler zu seiner Akustikgitarre, und trällert uns „Straight From“ „The Heart“, „All For Love“ und beweist erneut: er kann wirklich singen.

Der Balladenrocker verzichtet Großteils auf unnötigen Schnickschnack. Einmal lässt er ein Auto schweben, das Maskottchen dieser Tour, dann zeigt er bewusst Teile aus seinem Privatleben. Spielend mit seinem Hunderl und mit der Mutti, sie muss weit über 80 Jahre alt sein, im Cabrio.

Am Ende des Konzerts wissen wir, Bryan ist gerne in Wien, er ist schon seit Tagen hier, er hat beim Rathausplatz als Kind gewohnt, darum hat er das auch seinen lieben Kleinen gezeigt und war eislaufen.

Er mag Weihnachten, das Publikum wird passend mit „Christmas Time“ entlassen und ist glücklich. Bryan Adams begeistert und vereint an diesem Abend Generationen von Menschen, die alle nach diesem Konzert ein wenig glücklich beseelt wirken.

Life Magazin, Manfred Cobyn

Bryan Adams „Kick Ass“ - recommended by Ina Foscari

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Chefredakteurin

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