Lokalmatador Gerhard Bocek wurde am 2. Februar 2021 vom lieben Herrgott zu sich berufen. Einfach so. Sein Lebenswerk, der “Marchfelderhof” in Deutsch Wagram hat überlebt
Oft durfte ich Gast bei Gerhard sein. Er ist mir als freundlicher, höflicher Mensch in Erinnerung. Bocek war nicht der Gastroclown, der Küchenkasperl, wie er oft in den Medien tituliert wurde.
Jeder Winkel der Gaststätte “Marchfelderhof” ist liebevoll gestaltet. Als Newbie fühlt man sich vielleicht erschlagen von all den Instrumenten, die an der Decke kleben. Sieht man allerdings genau hin, spürt man den Flair einer vergangenen Zeit. Nichts wurde dem Zufall überlassen. Vieles wirkt auf den ersten Blick überladen, doch das Restaurant ist ein lebendes Museum. Überall findet man berühmte Namen von Schauspielern, Politikern, Musikanten, selbst Napoleon hat ein paar Kanonenkugeln hinterlassen. OK, die Echtheit ist fraglich. Das Marchfeld wurde im Jahr 1809 von Napoleon erobert. 78.000 Menschen bissen ins Gras, wo jeden Frühling der Spargel wächst.
Peter Grossmann hat nun die Leitung des Restaurants übernommen, ganz im Sinne von Gerhard Bocek, nichts wurde verändert. Er hält die Tradition hoch und lud zu einem Trauer-Fest.
Thomas Schäfer-Elmayer “sorgte für gute Tischmanieren.”. Gutes Benehmen ist immer noch gefragt. Ex-Minister Dr. Werner Fasslabend, ein Schulfreund von Gerhard, hielt eine berührende Rede und durfte die erste “Goldene Gerhard Bocek Gedenkmedaille” an Schauspielerin Gaby Jacoby, Tochter von Marrika Röck, verleihen. Jacoby wurde 1969 für die Rolle der Eliza Doolittle in der österreichischen Erstaufführung des Musicals “My Fair Lady” engagiert. Die Schülerin des Max-Reinhardt-Seminars sang und spielte Jahrzehnte auf den größten Bühnen Wiens. Reinwald Kranner schmetterte gekonnt den Queen-Song “Who wants to live forever” von der Bühne, ob nun angebracht oder nicht, egal.
Edith Leyrer(Schauspielerin, von der ich nie etwas gesehen habe), Gary Lux, geboren in Kanada und genialer Musiker waren ebenso geladen wie Baumeister Richard Lugner. Lugner wirkte müde an diesem Abend sehr müde. Man kann in einen Menschen nicht hinein sehen. Warum sich der mittlerweile 90-Jährige den ganzen Blödsinn mit Frauen antat, die einen IQ von einem Reiskorn hatten, hab ich nie verstanden und möchte auch nicht urteilen. Das überlasse ich dem Society-Kasperl Dominic H., der offenbar wieder bei einem Privatsender untergekommen ist. Er schaute kurz vorbei, machte sich über die eine oder den anderen lustig und verschwand.
Die aufgetragenen Speisen waren lecker, dazu kredenzt wurde ein eigens kreierter Gerhard-Bocek-Wein.
Ein sehr gemütlicher Abend, doch einer fehlte: Gerhard Bocek mit seiner Tschinelle.