Der Tod holt wirklich Jedermann, auch Richard Lugner

Der Tod holt wirklich Jedermann, auch Richard Lugner

Baumeister Ing. Richard Lugner hatte nie genug vom Leben, doch nun hat sein Körper versagt, und er ist gestorben. Schon seit einigen Jahren war Lugner immer wieder krank, wurde aufgepäppelt und konnte kurzfristig Termine im Schein der Öffentlichkeit wahrnehmen. Sichtlich geschwächt, schaffte er noch seine sechste und endgültig letzte Hochzeit.

Man kann über Richard Lugner sagen, was man möchte – irgendetwas stimmt immer. Ich lernte ihn bei der Eröffnung der Lugner City kennen. Schon damals schaffte er es, Telly Savalas und Thomas Gottschalk vor seine Pressekarren zu spannen. Seit dieser Zeit veränderte sich sein Leben: Er rief die Geister, die er nie mehr loswurde. Ab da war er eine Person des öffentlichen Lebens, er begann diesen Status zu lieben und zu übertreiben.

Der Tod holt wirklich Jedermann, auch Richard Lugner
© Life Magazin

Richard Lugner war klug und ein beinharter Geschäftsmann. Nach der Pflichtschule lernte er an der Technischen Bundesanstalt Hochbau und schloss mit der Matura ab. Damals war Lugner ein eher schüchterner junger Mann, schaffte aber bald den Aufstieg mit seiner kleinen Vier-Mann-Firma zu einem erfolgreichen Bauunternehmen.

Viele glauben, er hätte den Wiener Opernball veranstaltet, obwohl er nur mehr oder weniger prominente Gäste für ihr Erscheinen bezahlt hat. Für die Veranstalter des Staatsballs war er viele Jahre eine persona non grata, sein Erscheinen und seine Gäste galten als Untergang der hohen Kunst. Oft hatten sie recht, wenn man sich die Gästeliste des Bauunternehmers ansieht. Die meisten „Stars“ waren erbost über die große Anzahl der Journalisten; scheinbar hatten sie das Kleingedruckte im Vertrag nicht gelesen, die vielen Dollar aber gerne eingesteckt.

Der Tod holt wirklich Jedermann, auch Richard Lugner
© Life Magazin

In Sachen Liebe war er weniger erfolgreich. Nach der Scheidung von Christina Lugner suchte er verzweifelt eine Freundin und fand dreiste Frauen, die nur auf sein Geld aus waren und in Lugner einen Sugardaddy entdeckten. Für Honorar spielten sie seine Freundin und bekamen Tiernamen verpasst – leider nicht „blöde Kuh“ oder „falsche Schlange“, sondern „Bambi“ oder Vogelnamen. Sein privates Glück war ihnen freilich egal. Besonders schlimm war diese Russin oder eine Deutsche; beide sind mittlerweile im Untergrund verschwunden.

Eine Ausnahme ist vielleicht Ehefrau Nummer 6, Simone Lugner, die möglicherweise mit Tochter „Jacki“ die Lugner City weiterführen wird. Ob dieses Einkaufszentrum Zukunft hat, ist fraglich. Es gilt seit vielen Jahren als Zentrum von Schulschwänzern aus der näheren Umgebung, die keine Kaufkraft mitbringen. Man wird sehen.

Life Magazin, Manfred Cobyn
© Life Magazin

Michael Jeannée erfand den Namen „Mörtel“. Nun trauert der Boulevard, obwohl sie Lugner immer nur lächerlich gemacht haben. Ein Privatsender machte mit billigem Bloßstellen Quote: In Zeitlupe und Endlosschleife wurde gezeigt, wie Essen aus dem Mund des Baumeisters rann. Das wurde nicht geschmacklos, sondern witzig gefunden.

Auch mit seinem Tod wird Geld gemacht – die Show must go on. Vor vielen Jahren fragte ich ihn, ob er es nicht peinlich finde, ein Kasperl zu sein. Er lächelte traurig und sagte „jein“. Der Tod holt wirklich Jedermann.

Fritz Kalkbrenner – “Facing The Sun”

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