Life Magazin, Indien

Indien, Ein Abenteuer und eine verrückte Reise

Als ich vor einigen Jahren mit einem feschen Mann zusammenkam, beschlossen wir schon 3 Monate nach unserem Kennenlernen einen Indien-Urlaub mit Rucksack zu machen. Sein Name war, sagen wir Kurt.

Wir kannten uns also kaum und wollten, da es die Umstände erlaubten, gleich 3 Monate dortbleiben. Jeder weiß, dass Indien ein großes Land mit vielen Einwohnern ist und es viel zu sehen, riechen, kosten und lernen gibt. Das Leben dort ist auch nicht teuer, eigentlich ist nur der Flug etwas kostspieliger.

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© Gala "treehundred rupees only"

So flogen wir Anfang November (angeblich die beste Reisezeit, bevor es im März richtig heiß und später der Monsun kam) nach Neu Delhi und schon beim Verlassen des Flughafens bekamen wir einen Schock. Die schwere feuchte Luft klebte gleich die Kleidung auf unsere Haut. Es duftete nach unbekannten süßen Bäumen. Es war zwar erst 5 in der Früh, aber der Verkehr war sehr rege, jeder hupte um die Wette und das Recht des Größeren und Stärkeren galt, außer man war schneller. Wenn man die Straße überqueren wollte, schaute man zuerst auch in die falsche Richtung.

Kühe fraßen den Müll auf der Straße, manchmal bekamen sie Hilfe von Schweinen. Sozusagen eine Bio-Müllabfuhr. Recycelter Mist in Form eines düngenden oder wärmenden Kuhfladens, der brav wieder eingesammelt wurde.

Wir blieben nicht lang in Delhi, sondern fuhren gleich nach Jaipur. Noch größerer Schock

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© Gala - Bio Müllabfuhr

Palast der Winde

Abertausende Menschen drängten sich zwischen Fahrrädern, Rikschas, Autos, Kühen und natürlich noch mehr Menschen durch. Mein Freund und ich wollten natürlich wertschätzende Touristen sein, die das Land und deren Sitten respektierten. Deshalb gingen wir in ein kleines Bekleidungsgeschäft und wollten uns angepasst kleiden. Ich verstehe wirklich nicht, wie manche Touristinnen unterwegs sind, mit Hotpants und Spaghetti-Top.

Ich kaufte mir einen Sari und wusste nicht, dass auf den 6 Metern Seide noch ein extra Stück Stoff hang, damit man sich maßgeschneidert ein Bluserl nähen lassen konnte. Wie man ihn sich wickelte, sowieso nicht.

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© Gala -Blicke auf sich ziehen

Mein Freund kaufte ein Ensemble, welches wie ein Pyjama aussah. Später stellte sich heraus, dass er nur für Muslime gedacht war. Kurtl war zwar Wiener, aber kein Muslim. Er hielt nichts von Alkoholkarenz und Gebeten. Erstes Fettnäpfchen.

Verstehe nur Bahnhof

Richtig ausstaffiert begann unsere Reise. Erste Hürde: Bahnhof. Ich kaufte mir das Heftl „Trains at a glance“ und verstand wirklich nur Bahnhof. Die Stationen sagten mir nichts, auch die Abkürzungen UB (upper berth), MB (middle berth), LB (lower berth) oder TQ (Tourist Quota). Das sind die verschiedenen Sitz- und Schlafmöglichkeiten oder manchmal auch Touristen Tickets Kapazitäten. Natürlich bemessen an einem dünnen Durchschnittsinder, ich brauchte, obwohl ich schlank bin, drei solcher Plätze, um halbwegs bequem sitzen zu können. Schlafen ging nur in embryonal Stellung und all die Ventilatoren, die Gott sei dank die mit Malariaerregern infizierten Anopheles Mücken vertrieben, waren uns im Weg.

WC-Ticket

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© Gala - neben dem WC

Zeitverschiebung

Egal, nach 9 Stunden erreichten wir unser erstes Ziel. Meine längste Zugfahrt in Indien betrug 40 Stunden. Das muss man sich einmal vorstellen. Ich finde es immer lächerlich, wenn die Wiener beim Warten auf die Bim in der Skispringerstellung, leicht nach vorne gebeugt schauen, ob die langersehnte Straßenbahn kommt. Als ob sie schneller kommen würde, wenn man nachschaut. In Indien verliert die Zeit an Bedeutung und man wird auch ruhiger, wenn man so lange im Zug sitzt, liegt oder hockerlt.

Wiggle-Waggle Kopfgezapple

Was man noch verstehen lernen sollte, ist die Wackelbewegungen mit dem Kopf der Inder.

Wenn sie „Ja“ meinen, schüttelten sie wie eine bei uns übliche Links-Rechts-Bewegung für ein „Nein“ enthusiastisch herum und schauten dich unglaubwürdig an. Hmm.

Man war ständig verunsichert, was sie meinten. Denn auch das Nein sah nicht wirklich anders aus. Irgendwann übernahm ich auch das Herumgewackel und die Kommunikation war erstaunlich leichter. Auch das Pidgin Englisch war manchmal schwierig zu verstehen. Obwohl ich natürlich froh war bei den Abertausenden Dialekten indischer Sprachen, dass sie überhaupt irgendwie Englisch verstanden. Es wurde sehr höflich geredet: „What is your good name, Madam? Where do you come from, Sir?“ Bei Rechnungen:“Threehundred Ruppes only.“

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© Gala - Mister Gala in Vionna

Vor allem freute mich, wenn sie sagten: „Oh you look like Indian lady, you like our culture?

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© Gala - Gala as she is

Ich versuchte mit den Einwohnern in Kontakt zu kommen und respektvoll mit ihnen zu interagieren. Oft gelang das, aber nicht immer.

I should be so lucky, lucky, lucky lucky…

Einmal kam die Polizei in eine Bar, wo ich mit Kurtl gemütlich ein paar Bier in einem Separee trank, welche uns wegen Glücksspiel verhaften wollte. Wir hatten uns erlaubt, Würfelpoker zu spielen. Blöderweise war in diesem Bundesstaat das Glücksspiel verboten, was wir nicht wussten und ein dicker bleicher Inder (= gleich reich), hatte uns verwamst. Wir gingen brav auf die Polizeistation mit und lieferten unsere Pässe ab. Wir hatten aber ein Zugticket für den nächsten Tag um 7:30. Der Polizist (man kann sich wohl denken dass es keine Polizistinnen in Indien gab) sagte, wir können den Pass um 7:00 in der Früh abholen kommen, wenn wir sogleich auf unser Hotelzimmer gingen. Dem war auch so und wir eilten am nächsten Morgen zum Bahnhof um unseren Zug zu erwischen, der uns ins nächste Abenteuer oder Fettnäpfchen brachte.

Da Kurt am Ende des Urlaubs nach Wien zurück musste, ich aber mit meinem Studium relativ flexibel und das Leben in Indien nicht teuer war, verlängerte ich um 1,5 Monate meinen Aufenthalt.

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© Gala - hier kommt Kurt

Das war dann ganz anders. Als Frau alleine unterwegs, mit dem größten und schwersten Rucksacks Indiens unter allen Backpackers, war das Reisen nicht immer leicht und ungefährlich.

Indisch-Alterlaa

Einmal verlief ich mich in einer Stadt und fragte auf einer Tankstelle nach dem Weg. Keiner verstand dort richtig gut Englisch. Ich wollte mein Hotel finden, doch war ich nicht so blöd, den Namen preiszugeben, sondern sagte, ich wolle zu der Bank Sowieso, die in der Nähe war.

Ein Inder bot sich mit seinem Motorrad an, mich dort hinzubringen. Da ich müde, erschöpft und die Orientierung verloren hatte, willigte ich ein. Ich schwang mich auf seine Enfield und brauste davon. Leider in die falsche Richtung, nämlich stadtauswärts.

Ich fragte, wo er mich hinbringen wollte, und er meinte, die Bank hätte jetzt Mittagspause und er wolle mir die Gegend zeigen. Danke. Wir hielten nach einer halben Stunde am Stadtrand an. In der Ferne war eine Siedlung im Alterlaa Stil, sonst niemand in der Nähe. Da er fast kein Englisch verstand, war es sehr mühsam, ihn zu überzeugen, mich doch zur Bank zu bringen. Aber es gelang mit einem mulmigen Gefühl in meinem Bauch. Glück gehabt.

Mob

Ein andermal stürzte ich mit meinem Ungetüm von einem Rucksack (ich war Saree-kaufsüchtig) vor einem Bahnhof in den Gatsch. Niemand kam und half mir auf. Nein, es standen plötzlich 20 Inder vor mir und gafften mich an. Vor diesem Mob, den ich auch mit Kurtl kennenlernte, fürchtete ich mich schon. Von einer Sekunde auf die andere standen plötzlich ur viele Inder um dich herum und starrten dich an. Eine negative Energie ging von ihm aus und es reichte nur ein Tropfen Ärgernis, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Zum Glück blieb uns das erspart.

A g´sunde Watschn

Life Magazin, Indien
© Gala - Bus

In einem überfüllten Bus wagte ein kleiner Inder meinen wunderschönen Popo zu begrapschen. Na mehr hat er nicht gebraucht. Ich drehte mich mit Bruce Lee Drehung um und knallte dem Erstbesten eine schallende Ohrfeige runter. (Das Geräusch kann man sich ja vorstellen, wie bei Bud Spencer Filmen.) Ich weiß nicht, ob ich den Schuldigen oder einen Unschuldigen getroffen habe, auf jeden Fall war es plötzlich Mucksmäuschen Still im Bus und Staunen lag in der Luft. Eine Frau die sich wehrte, hatten sie auf jeden Fall noch nicht oft gesehen.

Viele Götter und ein Gott

Trotzdem war es bewundernswert, wie in diesem Land mehrere Religionen (unter anderem Hindus, Moslems, Christen, Buddhisten usw…) nebeneinander in Harmonie lebten. Bei einer geschätzten damaligen Anzahl von 1,2 MILLIARDEN Einwohnern, ist das schon eine Leistung.

Religion ist dort sehr wichtig und ermöglicht, glaube ich, auch so ein Sammelsurium an vielen Menschen. Alles hat seine Ordnung und Ideale der Religion werden im täglichen Leben assimiliert. Es wird brüderlich geteilt, Geld wird geschätzt und den Göttern geopfert, Leben wird mit Respekt behandelt.

Fazit

Ich könnte jetzt natürlich stundenlang von meiner Indienreise und inneren Reise, ohne je einen Ashram oder ähnliches gesehen zu haben, berichten. Doch jeder sollte das selber erleben. Mir hat es meinen Horizont sehr erweitert und ich habe mich besser und positiv kennengelernt. Man springt aus seinem Alltagskostüm heraus und wird spontan, kreativ und offenherzig. Wie du mir, so ich dir. Die Inder haben mir gezeigt wie wertvoll ich bin und ich habe es ihnen hoffentlich zurückgegeben.

Niemand sollte Angst vor Krankheiten oder dem Dreck dort haben, denn das macht Indien nicht aus. Es sind die Menschen, die sich bemühen, ein besseres Leben zu haben. Auch wenn es erst in einem anderen Leben ist. Danke, dass ich teilhaben durfte an einem großen Ganzen, welches mich zu einem besseren Menschen gemacht hat.

 

Shiva Manas Puja (Sacred Chants of Shiva) - recommended by Gala

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