Life Magazin und der Lobautunnel

Ein Tunnel als Stein des Anstoßes

Um das Sommerloch zu überbrücken und da niemand mehr etwas von einer Sieben -Tages -Inzidenz hören will reden alle vom Lobautunnel und der Schließung des Autobahnrings um Wien. Wird er endlich gebaut, soll er gebaut werden, wozu soll er gebaut werden, welche Auswirkungen hat es auf die Umwelt, … ?

Also habe ich mich aufgemacht, mir meine eigene subjektive Meinung zu bilden um mitreden zu können und eine fundiertere Meinung zu haben als: prinzipiell und für die Verkehrsentwicklung wohl gut, irgendwie ungut für die Umwelt, oder?

Life Magazin und der Lobautunnel
© Kasch

Die lange Vorgeschichte in einem sehr kurzen Überblick

Begonnen hat es im Jahre 2003. Der Plan war klar, ein Stück der Autobahn fehlt und um nicht den ganzen Verkehr durch Wien durchleiten zu müssen, muss die Donau ein sechstes Mal überquert werden. Es soll das fehlende Verbindungsstück der S-1-Strecke zwischen Schwechat und Süßenbrunn – inklusive eines Tunnels durch die schmalste Stelle der Lobau – gebaut werden. Die Parteien waren, mit Ausnahme der Grünen, und Bürgermeister Michael Häupl alle dafür. Die Asfinag präsentierte 2005 ihre Pläne. Bis 2014 soll das Projekt Lobautunnel fertig gestellt sein.

Als die Pläne 2009 zur Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) eingereicht wurden, verstärken sich die Proteste und Einsprüche gegen das Projekt. Die UVP kam jedoch zu einem positiven Ergebnis, Baustart sollte 2016 bis 2018 sein. Nachdem 2015 der Bau des Tunnels abgesagt wurde, weissagte ihn Häupl 2017 wieder voraus. 2018 kam das Go! vom Bundesverwaltungsgericht. Aktuell liegen laut Asfinag positive Bescheide nach Wiener und Niederösterreichischem Naturschutzgesetz vor, ein Wasserrechtsverfahren ist im Laufen und der Baustart ist offen.

Life Magazin und der Lobautunnel
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Whitelist - das spricht dafür:

 – Die SPÖ verweist darauf, dass vom S-1-Projekt auch andere Straßenbauvorhaben abhängen. Auch große Stadtteilentwicklungen sind davon betroffen. Außerdem könnten ohne den Lobauverbau im kommenden Jahrzehnt geplante Wohnungen für 60.000 Menschen nicht gebaut werden.
– Ein Klimaziel könnte erreicht werden: die CO2-Emissionen sollen in Wien laut Rot-Pinker Stadtregierung im Verkehrssektor bis 2030 um die Hälfte reduziert werden. Wird der Transitverkehr auf die neue S-1-Umfahrung verlagert, bringt das zwar Wien etwas, allerdings verschwindet die CO-2 Belastung ja nicht, sie verschiebt sich nur.
– Der Baubeginn der Stadtstraße soll im September 2021 sein. Das wäre die Verbindung zwischen der Südosttangente und der Seestadt. Laut Verkehrsstadträtin Ulli Sima mache diese Straße aber nur Sinn in Verbindung mit der S-1-Spange, also dem Lobautunnel. Die Seestadt Aspern hätte massive Nachteile ohne diese Nordostumfahrung.
– Bürgermeister Ludwig meint, dass es an der Oberfläche keine wesentlichen Veränderungen geben soll. Außerdem sei es die beste und naturverträglichste Variante. Ökologische Rahmenbedingungen seien berücksichtigt worden.

Ja, zugegeben, das beinhaltet einen Vertrauensvorschuss, denn sagen kann man so etwas ja schnell einmal. Aber für unsere Überlegungen sind wir großmütig, es geht ja um eine Meinungsbildung und da kann man schon einiges als wahr voraussetzen und den Gedankengang zu Ende denken.

Life Magazin und der Lobautunnel
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Blacklist – das spricht dagegen:

– Die Bundesregierung hat sich Ziele gesetzt: Klimaneutralität bis 2040 und auch die weitere Bodenversiegelung einschränken, ist ein Thema. Das mit dem Bau eines Tunnels und einer Straße zusammen zu bringen ist machbar, wenn auch nicht gerade auf der selben Wellenlänge.
– Greenpeace weist darauf hin, dass sich die klimaschädlichen Emissionen in Wien durch den Ausbau um 100.000 Tonnen jährlich erhöhen werden. Auch die Trinkwasserqualität der Stadt Wien wäre auch gefährdet. Greenpeace hält das Projekt für ein Fossil aus den 1970er Jahren und dafür sei kein Platz in einer Klimamusterstadt wie Wien. Autobahnen sollten nicht durch Naturschutzgebiete führen müssen. Der Grundwasserspiegel unter dem Augebiet ist sehr sensibel und trägt zur Wasserversorgung der Stadt bei, undichte Tunnelabschnitte könnten zu einer Kontamination des Grundwassers mit Öl – aus naheliegenden Altlasten – führen. Geschützte Arten, wie zum Beispiel Sumpfschildkröte, Feldhamster, Seeadler, sind dadurch massiv bedroht.
– Auch Fridays For Future schließt sich in den Punkten Erhöhung der CO2-Emissionen, Gefährdung der Wiener Trinkwasserreserven und der Lobau als Ganzes der Meinung von Greenpeace an. Sie ergänzen mit: noch mehr Transit- und Schwerverkehr, Zerschneidung von Gemeinschaften wie Hirschstetten, und dem Verlust von hochwertigen landwirtschaftlichen Flächen. Statt einer weiteren Autobahn sprechen sie sich für einen Ausbau der Öffis aus, vor allem in den Randgebieten von Wien um die Pendler flexibler zu machen.

Life Magazin und der Lobautunnel
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Ein Fazit des mittelprächtig belesenen Laien

Anhand meiner pro und contra Liste sollte ich nun zu einer eigenen Meinung gefunden haben. Habe ich auch. Die verrate ich jetzt aber nicht, das wäre ja langweilig. Und außerdem will ich ja niemanden beeinflussen und jede und jeder kann schließlich selber denken …

Drunt in der Lobau. Wienerlied . Heinrich Strecker - recommended by Babsi Keoma

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