Omar Sarsam, Kinderarzt, der Erwachsene heilt

In Österreich gibt es einen neuen Comedy-Star, Omar Sarsam und den wollte ich mir unbedingt ansehen, im Wiener Stadtsaal hatte ich Gelegenheit dazu. Der gute Mann ist 38 Jahre alt und eigentlich Arzt.

Der Stadtsaal war gefüllt mit Senioren, mancher kam mit Nordic Walking-Stecken und ich dachte, Omar ist der behandelte Doktor eines Geriatrie Zentrums und all seine Patienten wurden auf Krankenschein verdonnert, seine Show zu sehen. Lachen macht ja bekanntlich gesund. Doch falsch gedacht, der Mediziner ist Kinderarzt und kein einziges Kind war unter den Zusehern. Aber schön, wenn auch ältere Menschen ins Theater gehen, um zu lachen.

Und zu lachen gab es viel. In seinem Stück „Herzalarm“ geht es um Integration, Familie, die deutsche Sprache, dem griechischen Onkel Erbrochenes, die Schmutzigkeit des Seins, um das philippinische Kindermädchen und vor allem um Musik. Aber im Grunde „ist alles Nix“.

Komiker wird man nicht von heute auf morgen, Doc Omar besuchte eine Musical-Truppe, und immer wenn er eine Rolle ernst spielen wollte, begannen die Leute zu lachen. Das war der erste Schritt in Richtung Kabarett und er durfte mit 28 Jahren einen Affen im Kabarett Niedermair spielen. Ein Komiker stammt offenbar vom Affen ab. Ganz besonders gefiel mir seine Singstimme, obwohl er nur wenig Gesangsunterricht nahm, wie er mir nach der Show verriet.

© Omar Sarsam

© Omar Sarsam

Warum gerade jetzt türkische oder arabische Komiker in Deutschland und Österreich so erfolgreich sind, ist ganz einfach erklärt: „Sie wachsen in einer Spannung auf und müssen Brücken bauen, zwischen sich und ihrer Umwelt, auch sprachlich.“

© Manfred Cobyn-SCHICk-Magazin

Manfred Cobyn/Omar Sarsam

Viele Klischees entstehen ja nicht nur durch die Leute, die den Klischees entsprechen, sondern vor allem durch Vorurteile, vermute ich. Sie sind was Natürliches, etwas Wichtiges. Man muss aber bereit sein, seine Vorurteile die im Gehirn entstehen anders zu berechnen. Klischees sind menschlich. Wenn man eine menschliche Überreaktion akzeptiert, kann man sie weniger gefährlich machen, indem man sie akzeptiert und ignoriert.“

Eigentlich kann und mag er nicht am Schreibtisch sitzen und an einem Programm schreiben, doch „Herzalarm“ entstand eben am Schreibtisch, und zwar im Sitzen. Seine unverwechselbaren Grimassen kann er nicht verhindern, auch übt er sie nicht vor einem Spiegel, sie entstehen einfach, ganz automatisch.

Ein wunderbarer Abend für all jene, die ohne Krankenschein einen Arzt konsultieren und irgendwie geheilt den Heimweg antreten wollen, für vollständige Genesung gibt es aber keine Gewähr.

 

http://www.omarsarsam.com/

 

 

 

 

 

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