Martinigans lives Matter
Der Brauch, am Namenstag des heiligen St. Markus Gänse zu verspeisen, ist ja recht nett, doch nicht so nett ist die Tatsache, dass die meisten Gänse kein halbwegs schönes Leben führen dürfen. Im Gegenteil: Von Geburt an müssen sie leiden.
Im Jahr 2023 sind die Importe von Martinigänsen laut Statistik Austria wieder deutlich gestiegen. Wurden 2022 noch rund 1.370 Tonnen eingeführt, waren es im vergangenen Jahr rund 1.774 Tonnen. Für VIER PFOTEN ist besonders alarmierend, dass die Einfuhren aus Ungarn und Polen stark gestiegen sind: Denn in Ungarn werden sowohl Stopfmast als auch Lebendrupf bei Gänsen praktiziert, in Polen der Lebendrupf. Beides sind extrem grausame Praktiken, die in Österreich seit langem verboten sind. Ein großer Teil der importierten Gänse landet in der Gastronomie. Daher fordert “Vier Pfoten” erneut eine verpflichtende Kennzeichnung nach Haltung und Herkunft, die auch die Gastro umfasst.
„Gänse aus Ungarn oder Polen sind natürlich deutlich billiger als österreichische. Leider sind bei dieser Geiz-ist-geil-Mentalität die Tiere die großen Verlierer – neben den Konsument:innen, die Fleisch von gequälten Tieren essen“, „Allein die Importe aus Ungarn stiegen fast um die Hälfte! Dass die Gastronomie dann nicht einmal angeben muss, woher die Gänse kommen und wie sie gehalten wurden, ist mehr als unfair den Konsument:innen gegenüber. Wir sind zu Recht stolz, dass in Österreich Gänse nicht gestopft und gerupft werden dürfen – aber dass Importware trotzdem regelmäßig auf unseren Tellern landet, wird uns tunlichst verschwiegen.“ sagt Vier Pfoten Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck.
Im Lebensmitteleinzelhandel sowie in öffentlichen und privaten Kantinen wird Fleisch mittlerweile nach Herkunft gekennzeichnet. Im Handel etwa steht oft auch „ohne Stopfmast und Lebendrupf“ auf dem Etikett. Hier können sich Konsument:innen also bewusst gegen die schlimmsten Tierquälereien entscheiden. „Nur in der Gastronomie haben wir nach wie vor kein Recht auf Transparenz. Wir fordern daher eine verpflichtende Kennzeichnung sowohl nach Haltung als auch nach Herkunft für die Gastronomie“.
Auch wenn der Lebensmitteleinzelhandel Lebendrupf und Stopfmast explizit ausschließt und entsprechend kennzeichnet, gilt freilich: Die Bedingungen der Tiere im Ausland sind praktisch immer schlechter als in Österreich. Sie werden zum Großteil in Intensivmast gehalten. Das bedeutet große Bestände, hohe Besatzdichten, kürzere Mastperioden, hochkonzentriertes und zum Teil gentechnisch verändertes Futter sowie fehlenden Badezugang. Ihre artspezifischen Bedürfnisse können die Tiere nicht ausleben.
In der Stopfmast wird den Tieren täglich ein langes Rohr in die Speiseröhre gerammt. Durch dieses Rohr wird ihnen ein Gemisch aus Mais und purem Fett verabreicht, das zu einer raschen Gewichtszunahme und einer krankhaften Vergrößerung der Leber führt. Denn auf Dauer kann die Leber die großen Mengen Fett nicht mehr verarbeiten und wächst auf das bis zu Zehnfache ihrer normalen Größe.
Der Lebendrupf, den Gänse vor ihrer Schlachtung zur Gewinnung von Daunen erleiden müssen, ist nicht minder grausam: Bis zu vier Mal in ihrem Leben werden Gänsen ohne Betäubung die Federn ausgerissen, so genannten Elterntieren, die für die Nachzucht gehalten werden, sogar bis zu 16 Mal. Dabei kommt es regelmäßig zu offenen Wunden und Verletzungen wie Knochenbrüchen. Die grausame Prozedur ist in der EU zwar verboten. Während der natürlichen Mauser bzw. des Gefiederwechsels der Vögel ist das Sammeln von Federn und Daunen bzw. das Ernten von „reifen” Federn (noch am Tier) jedoch erlaubt, was von den Gänsefarmern ausgenützt wird. In der Realität mausern aber nicht alle Tiere gleichzeitig, dennoch werden sie aus rein wirtschaftlichen Gründen unter dem Deckmantel der Mauser zum selben Zeitpunkt brutal gerupft.
Mit freundlicher Unterstützung von Vier Pfoten Österreich
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