Dabei ist es nicht nur der Inhalt, der dieses Buch so großartig macht. Es ist vor allem seine literarische Qualität, die sprachlich gekonnte Inszenierung von drei völlig unterschiedlichen Stimmen, die drei (oder eigentlich vier) völlig individuelle Leben erzählen, denn nur dem ersten Eindruck nach sind es Typen, die der Autor auftreten lässt.
Dabei hat Jürgen Bauer sehr fein drei Kunstsprachen geschaffen, die zwar deutlich Milieu, Herkunft, Bildung und Charakter der Drei durchscheinen lassen, immer aber Hochsprache bleiben. So bleibt der Roman trotz der Ich-Perspektiven in einer literarischen Distanz, in der er drei Grundpfeiler schwuler Selbstinszenierung aufgreift – und zertrümmert: Mutter, Lover, Oper. Zertrümmert, denn niemand in diesem Roman (einschließlich Georg) ist ein Sympathieträger, keiner kann für sich in Anspruch nehmen, Held oder Heldin der Geschichte zu sein, alle scheinen eigentlich nur Fehler zu machen. Aus diesen Trümmern erblüht aber eine Warmherzigkeit, in der man sich allen unfassbar nahefühlt – letztlich auch Georg. Ein großartiger Roman und eine beeindruckende Darstellung schwulen Lebens in Wien.