Bieder, gar schick, wer ist Silvia Schneider?
Fragte vor nicht allzu langer Zeit der „Dancing Stars“ Juror Dirk Heidemann. „Sie sei zu plastisch und künstlich und habe keine Ecken und Kanten“, stellte er fest. Silvia Schneider ist zu perfekt.
Fräulein Silvia Schneider ist vielen bekannt als die Ex unseres Lieblingsreibebaums, Andreas Gabalier. Sie durfte ihn für ihre damalige Sendung Pink! auf Puls 4 nach seiner Traumfrau ausfragen. Gabalier konterte wie der gute Onkel, der mit dem kleinen dummen Gschraperl spricht und beschrieb die „ich mach das so nebenbei“ – Studentin von Kopf bis Fuß als seine Traumfrau. Was folgte ist den Klatsch und Tratsch affinen Lesern wohl bekannt.
Dem Interview folgte nicht nur ein Männertausch, Schneider trennte sich zu Gunsten Gabaliers von ihrem Freund. Es kam ebenso zu einer penetranten Anwesenheit in Print- und sonstigen Medien.
Die damalige noch nicht Ex Frau Gabalier in Spe durfte weltbewegende Formate wie „Kiddy Contest“ und „Ein Herz Für Österreich“ moderieren. Sie kaufte in einem deutschen Privatsender mit anderen Halbprominenten unter den Augen von Designer Guido Maria Kretschmer Kleidung ein und zeigte in dieser Sendung ein wenig wer Silvia ist. Die anderen „Promi Shopping Queens“ durften in der Moderatorin Heim in Linz um sich schauen. Man nahm den Zuseher mit in eine Wohnung, die an Spießigkeit kaum zu überbieten ist, Laura Ashley trifft in Oberösterreich auf katholische Heilige. Wir erfuhren von den Kochkünsten der polnischen Oma und Mama, denen sie versucht gerecht zu werden.
Inspiriert durch den Fetzen Einkauf hat die gutaussehende Blondine angefangen ihre eigene Kleiderkollektion zu entwerfen, die sie selbst auf Fotos präsentierte. An ihrer Seite musste kein geringerer als der weniger charismatische Sohn Alain Delons, Anthony als Kleiderständer herhalten. Voilà Silvia!
Silvia hat noch mehr getan, sie hat ein wenig Schauspielluft geschnuppert, ihr Jura Studium beendet und getanzt. Fehlerfrei. Kunststück, bei einer Sendung, die eigentlich aus Unbedarften bestehen sollte, sich aber doch Vorkönner wie sie mischen. Sie hat viel Lob bekommen, aber die Herzen des Publikums nicht so ganz gewinnen können. Die Ehrgeizige musste sich mit Platz 3 begnügen.
Das Ganze gipfelt nun in einer eigenen, von Montag bis Donnerstag, laufenden Sendung namens „Silvia kocht“. Der Titel der Reihe ist irreführend. Frau Schneider kocht nicht, sondern gibt den Traum von Männern, die im Osten nach der Traumfrau suchen. Sie steht mit offenem, schön frisiertem Haar, rot lackierten Fingernägeln und in einem 1950 er Jahre Outfit, welches aus ihrer Kollektion stammen könnte. In der Küche spielt die Handlangerin von mehr oder weniger bekannten KöchInnen.
Mir grausts. Also nicht, weil sie so schön ist und ich stutenbissig, sondern weil ich mir die Zahnseide in Form von Schneiders blondem Haar in meiner Vorarlberger Käsesuppe vorstelle. Oder gar den abgebrochenen Nagel im gedeckten Apfelkuchen.
Als würde die Optik noch nicht zu viel des Guten sein, spricht Silvia. Ich habe endlich was gefunden, worin sie nicht perfekt ist. Sie kann nicht bodenständig. Sie versucht im Dialekt zu schnurren wie ein Katzerl, in welchem kann ich allerdings nicht entschlüsseln. Angesiedelt zwischen Linz und Meidling. Sie stellt dem Gast, ganz die taffe Moderatorin, eine Frage, um ihm, Mitten in der Antwort ins Wort zu fallen. Und dies nur, damit sie die ORF Homepage und das sendereigene Nachleseheft bewerben kann.
Was mir allerdings bei „Silvia kocht“ am meisten übel aufstößt, ist die Tatsache, dass sich Frau Schneider in eine Rolle begibt, die man als ewig gestrig bezeichnen darf. Hübsch gestylt, hinter dem Herd im Kleid mit Petticoat darunter. Leicht naiv dümmlich stellt sie sich auch noch. Und das nimmt man dieser Frau in ihren Enddreißigern einfach nicht ab. Sie ist ehrgeizig, selbstständig, versucht alles was sie macht perfekt zu tun und dann das. Wieso der ORF so ein Konzept zulässt ist dem Zuseher nicht nachvollziehbar.
Man versteht Silvia Schneider nicht. Bei der Tanz Show hat sie versucht, die gewünschten Facetten zu zeigen. Aber es kommt einem immer so vor als hätte man eine Roboterfrau aus Stepford auf dem Bildschirm. Selbst wenn sie Tränen in den Augen hat, wirkt es künstlich. Wenn sie ihre neue Sendung moderiert, klingt sie, wie eine Ostdeutsche, die bei „Ein echter Wiener…“ Mundls Frau spielen soll. Sie hat zwar den Dialekt geübt , kann ihn aber einfach nicht rüberbringen.
Silvia Schneider ist schön und ehrgeizig, wer sie ist oder besser, wer sie für die Öffentlichkeit sein will, weiß man nicht, zu wenig greifbar ist sie als Mensch.