Life Magazin, Manfred Cobyn,

Naturtränen

Die Natur braucht uns Menschen nicht, doch sind wir von ihr Abhängig wie Junkies

Arme, noch müde Autofahrer, sind fast jeden Montag, früh morgens, angefressen. Immer und immer wieder picken sich Umweltschützer von der „Letzten Generation“ an die Fahrbahn und verzögern so den Weg zur Arbeit. Wien hat ein dichtes, öffentliches Verkehrsnetz, das jedoch die Individualisten, oder besser Egoisten der Benzin und Dieselfreunde einen Dreck kümmert. Nasenbohren in der eigenen Karre ist halt gemütlicher und die Umwelt Furzegal.

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© Die letzte Generation

Wer ist „Die letzte Generation“?

Diese Frage ist leicht zu beantworten. Es sind Menschen wie du und ich, die sich in den Kopf gesetzt haben, der Erde und der Natur eine Chance zu geben. Sich von all den Strapazen, die wir verursacht haben, zu erholen. Also unser Überleben retten wollen. Die Wahrheit tat schon immer weh und die Herolde schlimmer Nachrichten wurden zu Botschaftern der Hölle degradiert. Wir befinden uns gerade in einer Umwelthölle, die eigentlich niemand mehr bezweifeln kann. Vielen ist es egal und sie wurschteln sich durchs Leben. Wenn es heiß, wird in der Stadt, kein Problem, zum Glück wurde die Klimaanlage erfunden. Ist es kalt, wärmt uns Gas, Kohle, Holz und Öl. Alles sehr praktisch und einige Auserwählte verdienen Milliarden damit.

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© Die letzte Generation/ "Wir zerstören nix, wir machen aufmerksam"

Die Sache stinkt. Fossile Brennstoffe sind endlich und das Fördern und Verbrennen verursacht einen gigantischen CO₂-Ausstoß, dessen Folgen wir ja schon kennen, schon lange. Doch nichts passiert um diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten. Weltklimakonferenzen sind nett, aber sinnlos: „the same procedure as every year“. Die Weltpolitik ist einfach nicht willens, etwas zu ändern, es wird blödlich um 0,5 Grad diskutiert und was sagt der Bürger: “Wir könnens eh net ändern.“.

 

Doch wir können, jeder Einzelne von uns und da kommt wieder „Die letzte Generation“ ins Spiel. Sie picken sich nicht einfach so auf die Straßen, sie wollen uns aufwecken und bekehren, doch wir kapieren nichts. Aus Aktivisten machen wir Terrorristen, auch von Arbeitslagern ist die Rede. Werfen wir all die, die schlechte Nachrichten verkünden in den Kerker und Ruhe kehrt wieder ins Land.

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Bild: pixabay

So einfach ist das nicht. Mit der Natur können wir machen, was wir wollen, meinen wir, und viele wollen viel Geld verdienen und sie ausquetschen wie ein Wimmerl auf der Nase. Jeder Eitertropfen bringt Milliarden. Geteilt wird natürlich nicht. Sollen die da doch verrecken an der Hitze und ertrinken im Wasser und verkommen am Naturschauspiel. Jeder ist sich selbst der Nächste, es zählt nur eines: Unser Ich.

An der Truppe „Die letzte Generation“ gefällt mir besonders der Name und ihr Engagement. Sie proben brav und fleißig ihre Aktionen, es wird im Badezimmer das Beschütten von Kunstwerken geübt, die Kleber werden getestet und „Spione“ ausgesendet. Sie wollen nichts zerstören, sondern nur unsere Aufmerksamkeit, die wir aber mit Verachtung ignorieren. Umweltschutz, nein danke. Ich habe einmal einen Autofahrer beobachtet, der am Straßenrand stand und den Motor seines Fahrzeugs nicht abstelle. Er hörte arabische Musik und telefonierte. Nach einigen Minuten ging ich zu ihm und fragte ihn, warum er den Motor nicht abstelle. Er sagte lapidar, dass es sich um sein Fahrzeug handelte und er damit machen könnte, was er wolle. Benzin ist aber teuer, sagte ich und er würde sinnlos Benzin in die Umwelt verbrennen. Ich habe genug Geld für Benzin, war seine Antwort und wollte nicht weiter gestört werden.

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Bild: Manfred Cobyn aus der Serie "Naturbeton" - Die Natur holt sich alles zurück

Genau da liegt das Problem, an jedem Einzelnen von uns. Energiekonzerne lieben solche Idioten ohne Hirn und Verstand. Der Politik ist Umweltschutz logischerweise wurscht, da es um viel Geld geht und dieses in demokratischen Ländern wieder uns Bürgern zugutekommt. Wir brauchen neue Straßen, neue Tunnels und sanierte Autobahnen. Auch viel Beton brauchen wir für neuen Lebensraum, es wird versiegelt und zubetoniert, was das Zeug hält. Unser satter Bürgermeister hat da ganze Arbeit geleistet.

Der Name „Die letzte Generation“ gefällt mir deshalb, da es möglicherweise wirklich die letzte Generation sein wird. Die Natur sendet schon Zeichen und Signale. Aber da bin ich egoistisch wie alle Menschen.

 

Ich werde einfach tot sein!

Life Magazin

Nina Hagen "Naturträne" - recommended by Manfred Cobyn

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