Life Magazin steht auf Kunst und Kultur

Geförderter Komödienstadl – Zuseher nicht erwünscht

Mit wenig Pomp und noch weniger Getöse wurde am 14. Mai 2021 ein Holz-Stadl eröffnet, am untersten Ende der Fußgängerzone Favoritenstraße

Mein Stammwirt, der eigentlich immer alles weiß, wusste nur, daß dieser in der Nacht als Schlafplatz oder Toilettenanlage benutzt wird. Als ich diesen “Stall” das erste Mal sah, dachte ich an eine Bühne, doch mein Wirt sagte: “Na, do brunzen die Sandler in der Nocht eine, maunche schlofen sogor durt.”. Da ich ratlos und neugierig wurde, schrieb ich “meinem” Bezirksvorsteher aus Favoriten Marcus Franz (SPÖ) eine Mail und wollte wissen, ob das nun ein öffentliches Pissoir sei oder doch eine Bühne. Der gute Herr Franz wusste nichts davon. Eigentlich lustig, da der Bezirkschef auf einem Eröffnungsfoto lieblich in die Kamera grinste und “er” das Projekt sogar finanziell fördert. In einem Bezirksblättchen fand ich schließlich die Antwort. FAVORIT ist zwar ein Häusl, jedoch als Bühne für Kunst & Kultur gedacht, manchmal halt, eher selten. Die “Künstler” kommen aus allen Herren Ländern und werden an sich von der Caritas betreut. Nette Idee, dachte ich.

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© Manfred Cobyn - Genug Platz

ABSOLUTES FOTOGRAFIEVERBOT

Da diese angepisste Bühne quasi vor meinem Haus aufgestellt wurde, freute ich mich auf Kunst in der Nachbarschaft und ging freudig zur ersten Darbietung. Wäre ja ein Artikel fürs LIFE MAGAZIN, dachte ich und nahm meine Kamera für ein paar Aufnahmen und einen Bericht mit. Einige Kinder tanzten mehr oder weniger im Takt mit Bändchen in der Hand, Ringelrei zu einer fetzigen Musik. Wäre schon ein Foto für mich gewesen. Vielleicht waren die Kleinen nur Vorgruppe für die Hauptshow. Ich fokussierte auf die kleinen Racker, als plötzlich eine völlig hysterische Frau (ich nenne sie Aisha) auf mich losstürmte und im gebrochenem deutsch brüllte “Sie dürfen hier nicht fotografieren, lassen Sie das!”. Ich sah mich um und dachte sie meint einen gesuchten Pädophilen, der endlich geschnappt wurde. Doch falsch gedacht, diese Frau meinte tatsächlich mich und ich war sprachlos. Weder mein Ausweis, noch meine Visitenkarte interessierte sie. “Fotografierverbot!!!”.

Merkwürdige Veranstaltung im öffentlichen Raum, doch ich hatte längst meine Fotos und einen ersten Eindruck von diesem geförderten Kunstprojekt.

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© Manfred Cobyn - ohne Maske und Abstand: Favorit-Mitarbeiter

Zweiter Versuch

Es war ein Samstag, die Sonne schien fesch und angenehm. Ich schleppte meinen Einkauf nach Hause und bemerkte im Vorbeigehen Leben in der FAVORIT-Kulturhütte. Wie gesagt, Kunst & Kultur fast vor der Haustüre. Diesmal keine Knirpse, die ihren Namen tanzten, sondern angenehmer Funk-Soul aus den aufgehängten Musikboxen. Der Einkauf war rasch im Kühlschrank verstaut und nichts wie runter auf die Straße zur Bühne. Diesmal wurde afrikanische Haarkunst geboten von Adrian Hall Kranz aus New York – “Founder & Hair Artist”. Vor der Show stellte ich mich höflich vor und wollte diese in Bildern festhalten. Mrs.. Hall Kranz`s Mimik verfiel bei dieser Frage in eine Art Schockstarre “This is not possible!!”. Wir erinnern uns, es handeltet sich um ein, mit Steuergeldern finanziertes Projekt, im öffentlichen Raum und da ist es sehr wohl possible, Fotos zu machen.

Tilman Fromelt (Veranstaltungsleiter) verteilte 9-seitige, bunte Folder, die eigens für diesen Tag gedruckt wurden. Schön und gut, aber wer hat dieses Druckwerk bezahlt und warum stand dort alles in Englisch? Nahm Herr Fromelt an, dass auf der Fußgängerzone Favoritenstraße jeder zweite die englische Sprache fließend in Wort und Schrift beherrsche? Noch seltsamer fand ich die Tatsache, dass dieses Frisurenspektakel schon nach 15 Minuten vorbei war. Die Zuseher waren sehr überschaubar und unter den 20 interessierten waren 90 % Freunde von Frau Kranz. Warum hat sie sich nicht auf eigene Kosten einen Partykeller gemietet, wenn Publikum und Presse ausdrücklich nicht erwünscht waren?

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© Manfred Cobyn - Adrian Hall-Kranz

Alle schlechten Dinge sind 3

Tilman Fromelt, der Leiter, hat mir nach meinen Beschwerden schriftlich zugesagt: “Sie können gerne alle Aufführungen auf der Favorit Bühne fotografieren”.

 

Erstaunlich, plötzlich darf man doch, na fein. Da in Wien und schon gar nicht in Favoriten Werbung für den “Musikantenstadl” zu finden ist, bemühte ich das Internet und fand eine Jazz-Kombo, die am 9. Juli auf der FAVORIT-Bühne musizieren sollte. Diesmal wollte ich schlauer sein und meldete mich sicherheitshalber schriftlich für das Konzert an. Nun konnte ja nichts mehr schief gehen, dachte ich. Die Musik gefiel mir und ich machte ein paar Fotos. Nun wollte ich in einem der vielen leeren Sessel Platz nehmen und das Konzert genießen. Es wurden an die 12 Stühle herangeschafft, von denen 4 besetzt waren. Also genug Platz mit genug Abstand für alle, auch für mich.

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© Manfred Cobyn - Anmeldungen sind sinnlos

Coronamaßnahmen werden sehr ernst genommen von den Veranstaltern, gut so, fast. Als ich mich hinsetzte, stürmte plötzlich wieder diese “Aisha” auf mich zu und fauchte mich an “Was machen Sie da, Sie dürfen hier nicht sitzen!. “Ich habe mich angemeldet”, “Nein haben Sie nicht!”, “Doch habe ich!”. Eigentlich müsste sie eine Liste haben, da auch 4 andere Besucher gemütlich saßen, allerdings wollte oder konnte sie nicht nachsehen. Nun kam ihr der unmaskierte “Kameramann” zur Hilfe und bestätigte, dass ich gefälligst abzuhauen habe. “Aber ich bin doch angem…”. Nun musste ich einen Impfnachweis vorlegen, den beide etwas ratlos studierten. Offenbar haben sie so einen Zettel noch nie gesehen. Sie berieten sich kurz und Aisha bestand auf ihren Satz “Sie sind nicht angemeldet”. Nun hatte ich genug von dem Unsinn und fragte den Maskenlosen nach einem Test oder Impfnachweis. Er wurde immer wütender, da er natürlich nichts vorweisen konnte und ich sagte zum Abschied ganz leise servus, Arschloch. Aisha hätte mich auch ohne Anmeldung Platz nehmen lassen, sie kannte mich und Platz war ja genug.

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© Manfred Cobyn - Katzenklo?

Die Veranstalter haben nun vor der Bühne einen Streifen-Vorhang montiert und innen Sand aufgeschüttet, sieht nun aus wie ein größeres Katzenklo. Auch ein Spendenglas haben sie aufgestellt, das aber immer leer ist, da man Tag und Nacht im Sand buddeln kann, indem vorher jemand seine Notdurft verrichtete. Warum man nicht gleich daraus ein Münzklossett machte ist mir schleierhaft. Auch 4 Betten für Obdachlose würden sich ausgehen.

David Bowie - "Heroes" - recommended by Manfred Cobyn

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