Life Magazin, Gala

Kochen für Fortgeschrittene

Leider ist es heutzutage schwierig, einen guten und befriedigenden Restaurantbesuch in Wien zu erleben und lukullische Freuden mit schmackhaftem Essen zu genießen.

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© pixabay_Einheitsessen

Deshalb mein Aufruf: „ Liebe Leute, kocht selber, experimentiert und traut euch mehr! Vergesst Tiefkühlkost und Konsorten, auch Pizzaschnitte oder Spaghetti mit Ketchup!“

Ich verstehe schon, dass man Zeit, Muße und Liebe dafür braucht. Aber es zahlt sich aus. Liebe geht durch den Magen und das Auge isst mit, wie schön, also nützen wir dieses Geschenk, dass wir nicht wie Tiere schlingen und Futterneid haben, sondern Speis und Trank unter Freunden genießen können.

Die Sache mit dem Einkaufen

Eigentlich ist es ganz einfach, man setzt sich ein bisschen mit der jeweiligen Kochrichtung, die man mag, auseinander und geht zuerst einmal einkaufen. Schon g´scheite Sachen. Es gibt zwar auch Supermärkte, welche bevorzugt zu Weihnachten und anderen Festlichkeiten besseres Gemüse und Fleisch als sonst anbieten, doch ich präferiere einen Marktbesuch. All das bunte Treiben, überbordende Farben, saisonfrische Ware und eine große Auswahl.

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© Gala_Viktor Adler Markt

Am Samstag hat man meistens Zeit und die Preise purzeln zu Mittag in den Keller und man kann allerhand Schnäppchen machen.

Markttreiben

Mein Lieblingsmarkt ist der Viktor Adler Markt in 1100 Wien, bei welchem sehr abwechslungsreiche Produkte angeboten werden. Am Naschmark ist leider inzwischen alles Einheitsware – überall dieselben teuren Oliven, wenig frisches Gemüse und so gut wie kein Fleisch. Dort werden ein Haufen Trockenfrüchte mit Wespen vermischt an Touristen verkauft. Die Stimmung ist nicht locker und Habgier, Lug und Trug regiert.

Am Viktor Adlermarkt findet man sogar Portulak und Melde (schmeckt ähnlich dem Spinat) neben allerhand frischen Kräutern, Topinambur, seltene Paradeiser-und Erdäpfelsorten, Waldpilze, exotische und saisonale Früchte, Artischocken, Okra, weiße Mini-Auberginen und frische Weinblätter. Und das zu unschlagbaren Preisen!

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© Gala_Naturmelanzanis

Auch das Fleischangebot (Rind, Lamm, Kalb, Pferd, Schwein) oder Fisch ist hervorragend. Das Faschierte wird wirklich frisch durch den Fleischwolf gedreht und durch die hohe Fluktuation gibt es keine vergammelte und vakuumierte Ware.

Außerdem ist nicht nur das Angebot toll, es ist auch noch eine Freude, einkaufen zu gehen. Die Händler versuchen sich mit lautem Schreien zu übertönen, es wird gefeilscht, gescherzt und ich glaube, jeder kehrt zufrieden mit seinen schweren Sackerln nach Hause.

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© Gala - glücklicher Marktbesucher

Es war einmal…

Da ich mich mit 14 dazu entschlossen habe, Vegetarierin zu werden (für 5 Jahre) begann ich früh alleine für mich zu kochen, da mein Bruder, ein Muttersöhnchen, hauptsächlich Fleisch aß. So lernte ich bald verschiedene Speisen vor zubereiten, die durch Gewürze und ungewöhnliche Gemüsesorten abwechslungsreich, gschmackig und gesund waren.

Ich setzte mich damit auseinander, borgte mir Kochbücher mit internationaler Küche aus der Bücherei aus und begann kreativ zu kochen. Je nach Laune dunkle, schwere und innerlich wärmende Gerichte oder scharf und bunt. Knackig oder weich, knusprig oder gekocht, es gibt so eine Bandbreite, dass einem nie fad wird und es immer zu der aktuellen Stimmung passt.

Ich besuchte auch Asia Märkte und legte mir einen Grundstock an Gewürzen zu. Diese erlaubten mir es, außergewöhnliche Rezepte nach zu kochen oder ideenreich eigene Gerichte zu kreieren.

Schnell lernte ich intuitiv alles richtig zu verwenden und musste nicht mehr 1:1 nach Rezepten und Büchern arbeiten.

À la Bombay

Natürlich verfestigte sich auch meine Kochkunst der indischen Küche, welche sehr viele vegetarischen Speisen haben, als ich das Glück hatte, auf meinen Reisen in späteren Jahren für insgesamt 7,5 Monate in Indien zu verweilen. Dort kostete ich vieles und durfte authentisches Essen probieren.

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© Gala - indischer Markt
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© pixabay_Curry, Gewürze

Es ist schon traurig, wie fad und sogar richtig schlecht indische Restaurants in Wien sind. Alles ein einheitlicher Papp, unbrauchbare und billige Zutaten, sauteuer (nur für Linsen ca. 10,00 Euro!!) und unbefriedigend.

Frühlingsrolle

Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass viele in China „Huhn süß-sauer“ oder „Chop Suey“ kochen.

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Leider habe ich noch nicht das Glück gehabt, China kennenzulernen, doch in China Town (San Francisco) durfte ich in einem authentischen Lokal Seegurke probieren. Unter anderem deshalb, weil ich weder Mandarin oder Kantonesisch, in dem die Speisekarte geschrieben war, verstand oder lesen konnte. Ich tippte einfach mit meinem Finger auf die unbekannten Zeichen. Es war zwar nicht meins, aber bei uns bekommt man oft nur einen mit Glutamat verseuchten Einheitsfraß.

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© pixabay - Seegurke al dente

Kreativabend

In meiner Studienzeit organisierte ich Kreativabende. Es wurde gemeinsam gekocht, gemalt, gebildhauert, musiziert und getanzt. Alles, was Spaß macht. Wir entschieden spontan, wie der Abend verlaufen sollte. Ich finde, so etwas sollte es öfter geben. Wir waren alle begeistert, jeder steuerte Ideen bei und wir lernten Neues kennen. Schade, dass wir „Erwachsenen“ verlernt haben, uns auf Unbekanntes einzulassen. Wie heißt es so schön: “Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht.“

Hier möchte ich eines meiner erst-gekochten Currys vorstellen, welches gar nicht schwer ist nachzumachen und wunderbar mundet und duftet. Ich empfehle, die Gewürze ganz zu kaufen und in einem Mörser zu zerkleinern. Als fertiges Pulver sind sie nicht so intensiv und etwas anders im Geschmack.

Thailändisches Rindfleisch-Curry
(Von Anne Wilson, © 1996 für die deutsche Ausgabe Könemann Verlag)
Zutaten für 4-6 Personen:
• 6 getrocknete Chilischoten
• 5 Knoblauchzehen
• 3 Frühlingszwiebeln
• 2 Zitronengrasstengel in 4 cm Stücke geschnitten
• 1 EL Koriandersamen
• 0,5 TL Kardamomsamen
• 1 TL Gewürznelken
• 2 TL Zimtpulver
• 1 EL Kreuzkümmelsamen (Cumin 10 schwarze Pfefferkörner
• 1 TL Muskatpulver
• 500ml Kokosmilch
• 1 kg Rindfleisch (Gulasch/Rindschnitzelfleisch) gewürfelt
• 1 Bund sehr kleine Zwiebeln
• 0,5 kg kleine Erdäpfel
• 1 TL Tamarindenkonzentrat
• 1,5 EL Limettenensaft
• 3 EL brauner Zucker
•• Salz
• Öl

1. Backofen auf 180 °C vorheizen. Chilis, Knoblauch, Frühlingszwiebeln, Zitronengras, Koriander, Kreuzkümmel, Kardamom, Gewürznelken, Pfefferkörner und Muskatnuss in eine metallene Auflaufform geben. Gewürze 10-15 Minuten im Ofen rösten, bis sie anfangen zu bräunen. Etwas abkühlen lassen. Das Anrösten der Gewürze verleiht diesem Curry-Gericht eine besondere Geschmacksnuance und eine dunklere Färbung.

2. Gewürze im Mixer oder Mörser fein zerkleinern, notfalls etwas Öl zugeben.

3. Öl in einem großen Topf erhitzen. Gewürze und Kokosmilch zugeben, gründlich verrühren. Fleisch und Zwiebeln hineingeben. Ohne Deckel 30 -50 Minuten köcheln lassen.

4. Erdäpfel dazugeben und weitere 15-20 Minuten köcheln lassen, bis Fleisch und Erdäpfel weich sind. Tamarindenkonzentrat, Zucker und Limettensaft dazugeben, weitere 5 Minuten ziehen lassen. Mit Reis servieren. Guten Appetit!

Für mich ist Kochen sehr entspannend, kreativ und ich kann als Frau meine Multitasking-Fähigkeiten üben ;-). Genuss ist unter anderem die Essenz des Lebens, ob kultureller, sexueller, kulinarischer oder emotionaler Natur.

Sicher, man kann auch fein in einem Restaurant dinieren, doch bevor ich so viel Geld für ein paar Flankerl und Kleckse auf dem Teller ausgebe, kaufe ich mir günstige Kochbücher, gute Zutaten und lade meine Freunde zu einem leckeren Essen ein.

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© Gala - vollmundige Tomate

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